One Night Stands - ist die Enttäuschung vieler Frauen nach der gemeinsamen Nacht irgendwie vermeidbar?

One Night Stand

Gegen eine gemeinsame Liebesnacht zweier Personen, die sich erst kurze Zeit kennen und sich in keiner Beziehung befinden, ist prinzipiell nichts einzuwenden, denn er stellt ein Erlebnis dar, das für beide Seiten sehr angenehm ist und niemandem Schaden zufügt. Soweit ist zumindest der Stand der bisherigen Diskussion.

Es scheint nun aber so zu sein, dass es das zwar theoretisch so sein kann in vielen Fällen, aber nicht so ist. In diesen Fällen kommt es ganz überwiegend zu Enttäuschung bei der Frau, in manchen auch beim Mann, wo dies aus bisher bisher noch nicht diskutierten Gründen sehr viel seltener der Fall ist.

So „hinterlässt die miteinander verbrachte Nacht allzu oft einen schalen Nachgeschmack“ wie Yester schreibt (und ich ihn hoffentlich im richtigen Kontext zitiere) und „die Kerle werden verdammt“. Ob hier Schuldzuweisungen berechtigt sind, bleibt noch zu klären. Ganz außer Frage steht aber, dass hier einiges im gegenseitigen Verständnis und in der Kommunikation zu verbessern ist. Daher würde ich mich freuen, wenn das Ergebnis der Diskussion ein Verhaltenskodex sein wird, der Enttäuschungen effektiv vermeidet, so dass Mann und Frau, das Erlebnis in wunderbarer Erinnerung halten können.

Steigen wir in die Diskussion ein:

These: Die Mehrheit der Frauen, die trotz kurzer Kennenlernzeit mit einem Mann in der gleichen Nacht schlafen, tun dies zum Einen nur weil sie selbst an einer Beziehung mit dem Mann interessiert sind und erleben zum Anderen nach dieser Nacht eine Enttäuschung. Der Grund für diese Enttäuschungen ist, dass der Mann kein Interesse an einer ernsthaften Beziehung hat.

(Für die Hauptdiskussion sind im Folgenden nur diese Frauen relevant, dass es Frauen gibt, die nach einem ONS nicht enttäuscht sind, steht außer Frage.)

Die Hauptfrage, die die Diskussion zu klären versucht: Was können sowohl Mann als auch Frau konkret tun, um die für beide Seiten unerfreuliche Enttäuschung auf jeden Fall zu vermeiden?

Vorraussetzung für diese Frauen, sich auf die gemeinsame Nacht einzulassen:
Angesprochen war bereits, dass die Frauen den Wunsch nach einer Beziehung mit dem Mann habe. Hinzutritt jedoch notwendigerweise noch eine Annahme auf Seite der Frau, welche eine Erwartung bezüglich seines späteren Handeln zur Folge hat. Man kann durchaus auch sagen, dass es sich um einen Glauben der Frauen handelt.

Es herrscht bisher noch kein Konsens darüber, wie diese Annahme bei der Mehrheit der Frauen aussieht, da zwei verschiedene denkbar erscheinen. Weitere Einschätzungen zu diesem Punkt wären hilfreich (!). Die beiden in bisherigen Diskussion angesprochenen Annahmen, nach denen die Frauen ihr Verhalten ausrichten, lauten:

(1) Ich kann den Wunsch des Mannes nach einer ernsthaften Beziehung durch eine gemeinsame Nacht wachsen lassen, ich kann mich also auf diese Weise interessanter für ihn machen.

(2) Der Mann hat Interesse oder erwägt zumindest ernsthaft an eine ernsthafte Beziehung mit mir zu beginnen genau wie ich auch.

Fügen wir den beiden möglichen Annahmen der Frauen, zwei Thesen hinzu, über die in der bisherigen Diskussion Konsens herrscht:

(3) Die Mehrheit der Männer, die sich auf einen ONS mit einer Frau einlassen, haben vor der sexuellen Begegnung nicht den Wunsch nach einer ernsthaften Beziehung mit ihr.

(4) Der Wunsch nach einer ernsthaften Beziehung wächst durch die sexuelle Begegnung in aller Regel nicht.

Hieraus ergibt sich folgender Schluss:
(5) Eine sexuellen Begegnung nach kurzer Kennenlernzeit (One Night Stands) endet mit erhöhter Wahrscheinlichkeit, wenn nicht klar über diese Annahmen bzw. Erwartungen gesprochen wird.

Weiterhin gilt:
Da es zu dieser Enttäuschung kommt unabhängig davon, ob die Frau von Annahme (1) oder (2) ausging

Die Enttäuschung ist vermutlich die gleiche, unabhängig ob die Frau von Annahme (1) oder (2) ausging. Wenn die Frauden Jungen nicht klar über ihre vorhergehende Annahme/Erwartung informiert, kann dieser nicht sagen, von welcher Annahme sie ausging. Da ich dies für ein Thema halte, über das Frauen selten offen sprechen (es aber hoffentlich hier tun), halte ich es für möglich, dass die These, Annahme (1) sei weit verbreitet, nicht auf einem Wissen, sondern auf einem Trugschluss basiert. Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich halte es schon für wahrscheinlich, dass ein ernstzunehmender Anteil so denkt, doch ist nicht die Mehrheit, vermute ich. (Hier würden begründete Einschätzungen helfen!)

Wir hatten festgestellt:
Diese einmaligen sexuellen Begegnungen führen also in sehr vielen Fällen zu Enttäuschung und Unzufriedenheit. Das scheint mir einer der wichtigsten Punkte bei der Diskussion um One Night Stands zu sein.


Was können sowohl Mann als auch Frau konkret tun, um die für beide Seiten unerfreuliche Enttäuschung auf jeden Fall zu vermeiden?

Yester hatte in einem Kommentar zu meinem ersten Beitrag folgende Behauptung aufgestellt:
„Man darf den Männern keinen Vorwurf machen“. Mit anderen Worten sagt sie: die Männer trifft keine Schuld an der Enttäuschung der Frauen, nicht einmal eine Teilschuld.

Heißt das, dass sie nichts hätten tun können, um die Enttäuschung zu vermeiden??
Ich denke, es ist nicht möglich, Männer pauschal von einer Schuld freizusprechen, oder anders formuliert, es ist unzulässig zu sagen, dass Männer keine Möglichkeit haben, eine solche Enttäuschung auf Seiten der Frauen zu vermeiden.
Ein Mann, der sich bewußt ist, dass der Großteil der Frauen sich nur unter Vorraussetzung der Annahmen (1) oder (2) auf einen ONS einlässt, weiß er auch, dass die Frau, mit der er flirtet zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit die Erwartung oder Hoffnung hat, dass nach dem ONS eine ernsthafte Beziehung steht. Weiterhin ist dann klar für den Mann, dass diese Frau mit erhöhter Wahrscheinlichkeit nicht bereit sein wird, mit ihm zu schlafen, wenn sie wüßte, dass er eher kein Interesse an einer ernsthaften Beziehung hat.
Ein Mann weiß genau wie eine Frau in der Regel, ob er eher interessiert oder eher nicht interessiert ist an einer ernsthaften Beziehung, wenn er sich eine Weile mit der Frau unterhalten hat. Ist eher nicht oder eher nicht interessiert, weiß er weiterhin, dass die Frau nach dem ONS mit erhöhter Wahrscheinlichkeit enttäuscht sein wird und leidet.

Dies ist nun der kritische Punkt: Entscheidet er sich hier zu schweigen und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen, ist er verantwortlich für das Leiden und die Enttäuschung der Frau, mit anderen Worten, er ist Schuld daran.
Moralisch richtig erscheint es mir einzig, dass der Mann der Frau rechtzeitig genug mitteilt, dass er eher kein Interesse an einer Beziehung mit ihr hat. Dies muss klar gesagt werden, damit kein Platz für falsche Interpretationen bleibt. (Wie dies gesagt werden könnte und welche Probleme birgt, das würde ich gerne mit euch diskutieren!)

Die Aussage, die Frau sei selber Schuld, halte ich für falsch, zumindest, wenn man von der moralischen Bedeutung des Wortes Schuld ausgeht. Diese besagt nämlich, dass eine Person durch sein Verhalten bewirkt, dass jemand anderes leidet, dass sie von der Möglichkeit gewußt hat, dass dies passieren kann und es nicht vermieden hat, weil sie den eigenen Nutzen für wichtiger hält als den möglichen Schaden des anderen.
Die Frau ist also zwar selbst auch verantwortlich für ihr Leiden, es stößt ihnen nicht einfach zu, ohne dass sie etwas hätten unternehmen können, aber sie sind nicht im gleichen Sinne Schuld daran wie der Mann, wenn er um die Möglichkeit des Schadens weiß.

Jetzt ergibt sich die Frage, wie welcher Anteil der Männer wissend ist und welcher unwissend. Meine Erfahrung und Meinung ist, dass Männer es in der Regel vor der ersten Erfahrung dieser Art nur wissen könnten, wenn sie sich vorher eingehend Gedanken gemacht hätten, wenn sie sich im kritischen Moment einen Augenblick Zeit zum Überlegen nähmen oder wenn jemand sie ganz klar aufgeklärt hätte.

Nach einer solchen Erfahrung sieht es natürlich anders aus. Der Mann hat festgestellt, dass seine Annahme falsch war, dass Frauen in diesem Punkt generell wie Männer denken, konkret dass die Frau wie er selbst denkt. Er kommt zu einer anderen Annahme, nämlich der, dass Frauen, die sich auf einen ONS einlassen, davon ausgehen können, dass sich die Beziehung danach intensiviert und enttäuscht sind, wenn der Mann kein erhöhtes Interesse zeigt.

Dies ist dann auch das Erlebnis, das bei dem Mann zu dem Schluss führt, dass entweder bei der Frau Annahme (1) oder (2) als Bedingung für den ONS vorgelegen haben muss. Beides mag in dem Moment in gleicher Weise ein logischer Schluss, da die Informationen nicht eindeutig sind. Die Tatsache, dass der Mann sich schuldig fühlen könnte, könnte wahrscheinlicher machen, dass die Annahme gewählt wird, die die Frau abwertet, nämlich dass sie sich seine Liebe so „erschleichen“ wollte.

Meine Vermutung ist, dass viele der „wissenden und erfahrenen“ Männer sich im kritischen Moment einzureden versuchen, dass die Frau bestimmt kein Interesse an einer Beziehung hat. Möglicherweise deuten sie dann bestimmte Signale so, weil sie sie so deuten wollen, um sich in moralischer Sicherheit zu wiegen. Andere Männer mögen bereits über eine veränderte Moral verfügen, so dass sie kaltschnäuzig Gefühle und Absichten ohne Gewissensbisse vorlügen können. (Die psychologischen Prozesse, die sich in diesen Männern abspielen, sind vermutlich komplex und aufschlussreich.)

Ich sehe ein Problem, wenn es darum geht, dass Männer Frauen irgendwie sagen, dass sie zwar keine Beziehung wünschen, aber doch Interesse an einer gemeinsamen Nacht haben.

Bei dem größeren Teil der One Night Stands sprechen Mann und Frau nicht oder nur unzureichend darüber, ob es ihnen lediglich um die sexuelle Begegnung geht oder ob sie diese als den Anfang einer möglichen Beziehung sehen.

Für den Mann hatten wir zwei Gründe dafür genannt:
1. Es wird irrtümlich angenommen, dass die Frau lediglich an der sexuellen Begegnung interessiert ist und keine Beziehung anstrebt, weil der große Wunsch des Mannes zu einer Fehldeutung der Signale der Frau führt (verbale und nonverbale Kommunikation und Verhalten).

2. Es ist bekannt, dass die Frau es mit erhöhter Wahrscheinlichkeit nicht zu einer sexuellen Begegnung kommen lassen würde, wenn sie wüßte, dass der Mann lediglich an dieser, nicht aber an einer ernsthaften Beziehung interessiert ist. Aus dem Grund wird bewußt geschwiegen oder gar gelogen.

Beide Gründe scheinen plausibel. Es gibt allerdings noch einen weiteren, der eventuell eine gewichtigere Bedeutung als die vorigen haben könnte.

Das Problem, den kritischen Augenblick nicht verstreichen zu lassen

Nehmen wir an, eine junge Frau lernt in der Disko einen jungen Mann kennen. Beide kommen regelmäßig mit Freunden und beide kennen eine Menge Leute, die immer wieder in die Disko kommen. Es gibt also zwei „Kommunikationsnetze“, die ihre Berührungspunkte haben.
Die junge Frau und der junge Mann finden sich attraktiv und symphatisch, wissen aber nach einem längeren Gespräch, dass sie sich zu unähnlich sind, als dass sie eine Beziehung miteinander wollen würden. Das Gespräch der beiden entwickelt sich mehr und mehr zu einem Flirt und beide merken schließlich, dass sie Lust hätten, die Nacht mit dem anderen zu verbringen. Doch keiner der beiden weiß von diesem Wunsch des anderen und sie wissen auch beide nicht, dass es für den jeweils anderen nicht vorstellbar ist, eine ernsthafte Beziehung miteinander zu beginnen.
Der Abend neigt sich dem Ende zu und sie verlassen zusammen die Disko, da sie festgestellt haben, dass sie denselben Heimweg haben. Nehmen wir nun zusätzlich noch an, dass es sich im Gespräch herausgestellt hat, dass er ein guter Freund eines Cousins ist, so dass sie sich keine Sorgen macht, mit in seinem Auto zu fahren. Er bietet ihr nun an, dass sie noch einen Kaffee bei ihm trinken, da sie sich ja so gut unterhalten hätten. Sie hat nichts dagegen und sie nehmen auf dem Sofa seines Wohnzimmers Platz. Sie setzen ihr Gespräch fort und wieder hat es den gleichen Flirtcharakter. Die Themen werden persönlicher, die Atmosphäre vertrauter. Er legt den Arm auf ihre Schulter, sie lässt es zu. Er berührt wie beiläufig ihr Knie, sie spricht ihn neckisch darauf an. Es geht weiter ähnlich im weiteren Verlauf des Gespräches, bis sich beide schließlich anfangen zu küssen. Es ist unerheblich wie es dazu genau kommt ist, beide wollen es und der Wunsch bahnt sich seinen Weg. Sie verbringen ein wundervolle Liebesnacht miteinander, die für keinen der beiden mit einer Enttäuschung endet.
Interessanterweise bleibt der Kontakt intensiv nach dieser Nacht, sie ruft ihn öfter an und sie machen gemeinsame Unternehmungen. Es sieht so aus, als wolle sie ihn gerne näher kennenlernen, doch die junge Frau ist sich immer noch sicher, dass sie keine ernsthafte Beziehung mit dem jungen Mann möchte…

Die ganze Geschichte hätte auch anders ausgehen können. Es hätte sein können, dass sich die junge Frau in der Disko in den jungen Mann „verknallt“ hätte und die Signale des Mannes so gedeutet hätte, dass auch er ähnliches fühlt und an einer Beziehung mit ihr interessiert ist. Beide wären sich auf dem Sofa auf die gleiche Weise nähergekommen und hätten anschließend miteinander geschlafen. Am nächsten Morgen oder in den nächsten Tagen hätte es sich dann herausgestellt, dass er nie an einer Beziehung interessiert war. Für sie bricht eine Welt zusammen, es ist eine traurige Enttäuschung und ja, möglicherweise verdammt sie den jungen Mann, der nicht recht weiß, wie ihm geschieht.

Da nun immer eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Frau sich eine Beziehung wünschen könnte, empfehlen wir nun dem jungen Mann noch längere Zeit vor seiner Begegnung mit der jungen Frau, dass er dies doch bedenken solle und die gegenseitigen Erwartungen klären sollte, wenn es kritisch wird. Nehmen wir noch an, dass der junge Mann in seinem Leben noch keine Erfahrungen dieser Art gemacht hat.
Er erinnert sich an unsere Worte, als er den Wohnungsschlüssel umdreht und überlegt, wie er das Thema ansprechen könnte. Beide nehmen auf dem Sofa Platz und setzen bei einer Tasse Kaffee und gemütlicher Musik ihr Gespräch fort. Er erzählt ihr von seiner unglücklichen Matheklausur, sie von ihren Problemchen mit ihrer großen Schwestet. Sollte er jetzt vielleicht das Thema ansprechen? Aber was, wenn sie überhaupt nicht vorhat mit ihm zu schlafen und sich empört… Er wartet also noch weiter ab und fragt sich, was wir wohl mit dem kritischen Moment meinten. Als er dann ihre weichen Lippen auf seinen spürt, kann er sich kaum mehr auf unsere Ermahnung konzentrieren. Was ist passiert, ist das kritische Moment schon an mir verstrichen, ohne dass ich es bemerkt habe? Ist es jetzt schon zu spät? Wie wird sie reagieren, wenn ich ihr jetzt sage, dass ich sie zwar gerne weiterküssen würde, aber mit Sicherheit keine ernsthafte Beziehung mit ihr möchte? So kann ich es ihr doch nicht sagen, aber irgendetwas muss ich ihr doch sagen… Wenn sie in mich verknallt sein sollte, ist sie sicher total enttäuscht und sauer… und ich fürchte, sie wäre zu Recht sauer… wieso habe ich bloß nicht vorher gefragt, ob sie etwas für mich empfindet? aber das geht doch auch nicht und wieso überhaupt, wir haben uns doch bloß angeregt unterhalten… Während der junge Mann überlegt, steigert sich seine Erregung und auch das Streicheln der Frau. Er ist in Gedanken und küsst sie gleichzeitig weiter. Als sie nach einigen Momenten merkt, dass er nicht ganz bei der Sache ist, fragt sie ihn „Hey, was ist denn los mit dir? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“
Die Warnleuchten gehen an. Das muss er sein, der kritische Moment, jetzt nur keine Fehler machen. Jetzt kann ich ihr doch all das erzählen, sie fragt mich ja immerhin. Aber damit wird sie doch sicher nicht rechnen… wenn sie verknallt ist, wird sie nicht sehr gut reagieren, doch wenn sie auch nur ihren Spaß haben will, dann ist alles in Ordnung… aber die Neudenker haben mir doch gesagt, dass der größere Teil der Frauen, die sich auf solche sexuelle Begegnungen einlassen, ohne sich länger kennengelernt zu haben, sich eine ernsthafte Beziehung mit wünschen und sich auf die gemeinsame Nacht nur einlassen, weil sie annehmen, der Mann denkt genauso… also will tut sie das nur, weil sie eine Beziehung mit mir will und denkt ich würde das auch wollen… ich muss etwas tun, was soll ich ihr denn nun sagen? ... „Hallo, was hast du denn, du sagst ja gar nichts.“ „Ach, es ist nichts, ich habe nur gerade gedacht, wie schön es ist, mit dir hier zu sein…“ Ich konnte es einfach nicht tun, es ging nicht, sie hat mir keine Zeit gelassen… ja, vielleicht war das jetzt falsch, aber was sollte ich denn tun? Scheiß, Neudenker, die können sich ihre Tipps werweißwohin stecken! Von wegen kritischer Moment, den gibt’s doch gar nicht. Als wir uns küssten war es ja schon zu spät…
Lassen wir offen, ob die beiden in dieser Nacht noch miteinander geschlafen haben. Möglicherweise hat der junge Mann sich etwas zurückhaltend gegeben, woraufhin die Frau nicht weiter drängte. Nehmen wir an, dass sie sich tatsächlich in ihn verknallt hat und nun in ihrem Zimmer sitzt und seinem Anruf freudig entgegenfiebert. Vorraussichtlich, wird der Anruf nicht so rasch kommen, wie sie es hofft und im Laufe der nächsten Tage wird sie es dann erfahren… eine Welt bricht für sie zusammen, Tränen fließen, sie ist zutiefst enttäuscht…

Wir sehen, es muss nicht zum Geschlechtsakt kommen, damit es später eine große Enttäuschung gibt. Ich könnte mir durchaus auch Situationen vorstellen, wo es mit entsprechend vernünftiger Haltung dazu gekommen wäre und der junge Mann nicht gewußt hätte, an welche Stelle er es hätte aufhalten sollen.

Die Hauptfragen an dieser Stelle lautet: Wann war der kritische Moment, an dem der Mann über seine Erfahrung hätte sprechen sollen? Gibt es einen solchen kritischen Moment überhaupt? Wenn es ihn nicht gibt, kann man dem jungen Mann dann überhaupt wirklich einen Vorwurf machen? War es tatsächlich Angst, die den jungen Mann in dem Moment der Frage anders antworten ließ, als er es vielleicht für richtiger gehalten hätte?

Versuchen wir uns an einer weiteren Variante: Als die junge Frau den jungen Mann fragt, was denn los sei, nimmt er seinen Mut zusammen und antwortet ihr. „Weißt du, ich habe gerade darüber nachgedacht, dass das, was wir hier gerade tun vielleicht nicht richtig ist. Wir haben überhaupt nicht über unsere Gefühle gesprochen und ich weiß nicht, ob du…“ „Ob ich was?“ „Ob du vielleicht etwas stärkeres für mich empfindest, als ich für dich… weißt du, ich finde dich superlieb und attraktiv, aber ich weiß irgendwie nicht, ob es für eine Beziehung langt…“ „…“ „Verstehst du mich?“ „Ja, natürlich habe ich dich verstanden…“
An dieser Stelle wollen wir mal annehmen, dass die junge Frau doch nicht „verknallt“ ist, sondern wie in der ersten Version durchaus Lust auf die sexuelle Begegnung hat. Zu seinem Unglück hat der junge Mann davon keinen Schimmer. Beide blicken sich eine Weile lang wortlos an. Dann sagt sie: „Ich glaube es ist besser, dass ich jetzt gehe.“ Sie sucht ihren Pullover, den sie abgelegt hatte, weil die Heizung so stark aufgedreht war, und zieht ihre Schuhe an. Der Junge steht in der Tür und schaut ihr nach, ihr „Chau“ klingt ihm noch in den Ohren, während er sich fragt, was gerade passiert ist.

Kann man sich so einen Verlauf der Geschichte vorstellen? Ist es vielleicht wahrscheinlich, dass ein Frau in derselben Situation ähnlich reagieren würde, obwohl der Wunsch nach mehr körperlicher da ist? Oder hätten die meisten Frauen, die es soweit haben kommen lassen, dann positiv reagiert und eine wundervolle Nacht mit dem Mann verbracht?

Bitte beteiligt euch! Schreibt mir eure Antworten auf die vielen Fragen in diesem langen Artikel und korregiert mich, wo ihr mir im Geiste schon widersprochen habt. Ich habe wirklich das Gefühl, dass die ganze Problematik zunehmend klarer wird und dass wir alle am Ende etwas Wichtiges gelernt haben werden. Also los!

Der nächste Artikel wird darüber handeln, warum es sein könnte, dass eine Frau es möglichst vermeidet zu zeigen, dass sie lediglich an der sexuellen Begegnung interessiert ist. Ich verrate schon mal soviel, dass es darum gehen wird, dass Frauen möglicherweise fürchten, einen bestimmten Ruf zu bekommen, der ihnen tatsächlich schaden könnte.

Ehrlich, ich bin überrascht und zufrieden, welche Wendung dieser Text genommen hat. Ich habe das Gefühl, ich könnte mich in einigen Punkten bald selbst widerlegen… Jetzt habe ich viele Stunden durchgeschrieben und komme endlich dazu, den Artikel zu veröffentlichen.

liebe Grüße,

Ole

Neudenken

fühlen - verstehen - handeln

Vor dem Schreiben lesen!

Bitte sei so freundlich, dir hier als erstes aufmerksam durchzulesen, warum ich die Seite gemacht habe und an welche Spielregeln du dich halten sollst. Vielen Dank!

Im Grunde ist das Thema die Umwandlung von Unzufriedenheit in Zufriedenheit und Glück. Das wollen wir hier systematisch und effizient erreichen.

Diese Unzufriedenheit gibt es in allein erdenklichen Bereichen und vielen verschiedenen Formen. Ich möchte hier mit euch über ausgesuchte Situationen sprechen, in denen Unzufriedenheit auftritt. Es geht zunächst darum zu fühlen, womit genau wir und andere unzufrieden sind. Dann versuchen wir durch die Diskussion ihr Zustandekommen und ihre Ursachen zu verstehen. Denn nur so können wir anschließdend erkennen, wie wir handeln müssen, wenn wir Unzufriedenheit verwandeln wollen in Zufriedenheit und Glück.

Hast du Lust, dich uns anzuschließen? Bist du bereit, deine eigenen Ansichten und Annahmen mit kritischem Blick zu betrachten und gegebenenfalls auch wirklich zu verwerfen? Willst du zu den Neudenkern gehören, Dinge und Verhalten hinterfragen und konstruktiv einen Weg aus Unwohlsein und Unzufriedenheit finden?

Ist deine Antwort "ja" oder könnte sie es werden, dann bist du richtig hier! Suche dir einen interessanten Beitrag heraus (schon wird es mehr geben) und lies ihn dir mit kritischem Bewußtsein durch. Gib Antworten auf die formulierten Fragen und widersprich begründet, wo es dir nötig erscheint. Ergänze und hilf, das Problem zu strukturieren und zu verstehen!

Jeder einzelne Kommentar ist wertvoll. Ehrlichkeit und vor allem Mut sind ein Muss, denn es kann schmerzen und Angst machen die eigenen Gefühle und Gedanken aufrichtig niederzuschreiben.

Lies dir bitte auch unbedingt aufmerksam die folgenden fünf Spielregeln durch, an die du dich beim Schreiben halten musst. Wenn du später eine Idee zu dem Thema hast, willst du schnell wieder hier sein. Füge also jetzt diese Seite zu deinen Lesezeichen hinzu!


Die Spielregeln:
1. Oberstes Ziel: Erkenntnisgewinn

2. Kritisiere oder verurteile nur, wenn du auch die negative Folgen aufzeigen kannst und nicht, weil du bloß eine persönliche Abneigung hast!

2. Schreibe klar und verständlich, konstruktiv, respektvoll und höflich, weder vulgär noch mit suggestiver und beschwörerische Wortwahl (=sachlich bleiben)!

3. Vergiss die Begründungen nicht!

4. Deine Intuitionen und Gefühle sind von großer Bedeutung.

5. Sei ehrlich, mutig und vergiss einmal, was die anderen denken könnten, denn hier bist du anonym!



Warum Unzufriedenheit?
Etwas Grundsätzliches dazu:

Wir alle haben unsere Annahmen über die Personen und Dinge, mit denen wir umgehen. Manche sind falsch, manche sind richtig. Falsche Annahmen können unsere Mitmenschen unzufrieden machen, wenn sie bewirken, dass wir ihnen mit einem Verhalten und Worten begegnen, die ihren Erwartungen widersprechen. Unsere falschen Annahmen führen zu eigenen falschen Erwartungen an die Menschen und Dinge, die uns umgeben. Das sorgt oft für Unzufriedenheit bei uns selbst. Die Folge falscher Annahmen können Unverständnis, Unwohlsein oder Streit sein.
(Neben dieser zwischenmenschlichen Unzufriedenheit gibt noch jene, die lediglich auf einen selbst bezogen ist und auch andere Gründe haben kann.)

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